Wie geht Wechselmodell? So geht Wechselmodell!

Wechselmodell (D), Doppelresidenz (A), Alternierender Obhut (CH) nennt man ein Konzept des Getrennterziehens nach Trennung/Scheidung, bei dem beide Eltern ihre Kinder ungefähr zu gleichen Teilen abwechselnd betreuen und so im Alltag des Kindes weiterhin eine tragende Rolle spielen. Statt Aufteilung in einen Alleinerziehenden und einen Besuchselternteil, bleiben Mutter und Vater gleichberechtigt und -verpflichtet in ihrer elterlichen Verantwortung und somit den Kindern als enge Bezugspersonen erhalten. Von diesem Betreuungsmodell können Kinder, Mütter und Väter profitieren, veranschaulicht die Autorin.

Das Wechselmodell – der Begriff ist vage und stößt auf Ablehnung – ist in Skandinavien längst der Normalfall und in vielen Ländern sogar gesetzliches Leitbild. Getrennt, aber gemeinsam erziehen, also das Wechselmodell, wird auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz immer häufiger gelebt, allerdings relativ selten gerichtlich angeordnet. 

Wenn getrennt erziehende Eltern sich für ein Betreuungsmodell entscheiden wollen, haben sie Fragen nach den psychologischen Folgen für ihre Kinder, Fragen zu den Vor- und Nachteilen der Betreuungsmodelle: Was fördert mein Kind am besten, wie fühlt es sich am wohlsten, wann leidet es unter Trennung am wenigsten? Wird das Wechselmodell praktiziert, dann stellen sich auch rechtliche Fragen, Kernfrage ist meist der Kindesunterhalt. Vordringlich sind aber viele praktische Fragen: Wie soll das in unserem Alltag funktionieren? Genau darauf geht der Ratgeber ein.

Grundsätzlich stellt sich die Frage, ob das Wechselmodell für die einzelne Familie überhaupt passt, welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein. Darauf geht das erste Kapitel ein. Dazu gibt es konkrete Tipps, was Kinder und Eltern berücksichtigen müssen, wenn sie sich zu einem Wechselmodell entschließen. Welche rechtlichen Aspekte müssen berücksichtigt werden? Aus der Praxis der Erziehungsform ergibt sich, dass das Wechselmodell auf Vereinbarungen basiert. Die Autorin legt Wert darauf, dass Vereinbarungen so abgeschlossen werden, dass sie verbindlich sind. Die Frage ist, was tut Kindern gut nach Trennung und Scheidung, hierzu werden praktische psychologische Tipps gegeben. Schließlich wird auch die zentrale Frage aufgegriffen, wie wird, wie kann der Unterhalt geregelt werden? Als ein roter Leitfaden zieht sich durch das Buch: Es muss kommuniziert werden, es muss ehrlich, ohne dass man befürchten muss, alles wird in Frage gestellt, kritisiert werden können. Selbstverständlich und das ist gut so: Es muss Bereitschaft zum Kompromiss bestehen. Wie das geht, was man beachten muss als große Linie und im Alltag, dazu gibt es viele Anleitungen, Situationsbeschreibungen und praktische Tipps.

Hildegund Sünderhauf, Praxisratgeber Wechselmodell – Wie Getrennterziehen im Alltag funktioniert, Springer 2020, Print 19,99 EURO, eBook 14,99 EURO
Die Autorin Hildegund Sünderhauf ist eine ausgewiesene Kennerin des Wechselmodells sowohl in der Theorie als auch jetzt verstärkt in der Praxis und für die Praxis. Vor acht Jahren erschien ihr grundlegendes Werk: „Wechselmodell: Psychologie - Recht – Praxis“, 913 Seiten. Sie war maßgeblich an unserer Broschüre beteiligt „Vom starren Residenzmodell zum individuellen Wechselmodell“