Am Anfang wichtiger als Familienrecht - Emotionscoaching oder „Wie gehe ich mit „negativen“ Gefühlen um?“

Eine Herausforderung, der sich alle Menschen – insbesondere die in Trennung Lebenden und Geschiedenen – stellen müssen, ist der Umgang mit Gefühlen wie Wut / Zorn / Ärger, Schuld, Scham und Trauer - und einige andere mehr.... Oft ist das ein Tabuthema, cool sein, cool scheinen, auch wenn mann/frau verlassen wird. Cool - so geben sich viele, ganz einfach deswegen, weil sie mit Frust nicht umgehen können, weil sie Ängste nicht zugeben, geschweige denn sie zeigen wollen und können.

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Meist setzt das Spüren eines - oder mehrerer - der oben genannten Gefühle einen unseligen Kreislauf in Gang: Ein Auslöser – ein Streitgespräch oder Ähnliches - bringt die Gefühle in Wallung, dies zieht eine Gedankenflut mit belastenden inneren Bildern nach sich, was wiederum die Gefühle noch mehr hochkochen lässt...

Wir sind gefangen in einer Negativspirale.

Die Gehirnforschung attestiert uns bei starken Gefühlen einen „vorübergehenden Frontalhirnausfall“, was fatal ist, da das Frontalhirn unser kompetentes Zentrum für Problemlösung, vernetztes Denken, Empathie und Einsichtsfähigkeit ist. Wir stecken also fest in unseren „älteren Gehirnregionen“ vor allem im limbischen System, welches Alarmsignale sendet und in unserer unendlichen inneren Datenbank alle ähnlichen Erinnerungen abruft...

Was also tun?

Als Mediatorin und Coach arbeite ich oft mit hochgradig emotional aufgewühlten Klienten und bin gleichzeitig völlig auf deren „Frontalhirn“- also auf das Einfühlungsvermögen, die Kreativität und Problemlösungskompetenz angewiesen. Aus eigener Betroffenheit und beruflichem Interesse habe ich mich mit dieser Frage eingehend beschäftigt, ja beschäftigen müssen und verschiedene Ansätze ausprobiert.

Folgende Gesichtspunkte erscheinen mir persönlich hilfreich zu sein und ich hoffe, dass sie auch Ihnen von Nutzen sind: Erster und wichtiger Schritt ist in meinen Augen zunächst das Anerkennen dessen, dass uns Gefühle überwältigen – oder vielleicht besser gesagt Emotionen, also vor allem erinnerte – sprich frühere, angestaute Gefühle, die durch einen -eventuell sogar kleinen - Auslöser unser System überschwemmen.

Tatsache ist nämlich, dass es fast nie – nur - das aktuelle Geschehen ist, das uns zusetzt, sondern vielmehr eine Menge (ur-)alter Traumata an die Oberfläche drängt, wenn wir uns in einer Krise befinden. Als Beispiel sei genannt, dass bei einer Trennung auch all unsere kindlichen Verlustängste und Trennungsschmerzen aufbrechen – was uns allerdings meist gar nicht bewusst ist.

Doch selbst wenn wir diese Bewusstheit haben, hilft sie uns in der Akutsituation nur sehr wenig weiter. Wie also konkret herauskommen aus der Gefühlslawine?

Hier mein „Notfallprogramm“: 

- Wasser trinken und / oder duschen:  denn Emotionen wirken in unserem psychisch – intellektuellen System wie Toxine, die abgebaut werden müssen.

- kraftvoll bewegen: schnelles Laufen, wildes Tanzen oder Ähnliches~ mindestens fünf Minuten, je länger desto besser!

meditieren, es hilft, wenn wir uns darauf einlassen, meditieren, das heißt den Geist zur Ruhe bringen.

Die drei vorgenannten Möglichkeiten können sozusagen alternativ oder kumulativ verwendet werden...Alle drei Möglichkeiten mobilisieren Selbstheilungskräfte, lassen den einzelnen Menschen erleben, dass er selbst mit Disziplin, Ausdauer und Aktivität sich selbst wieder finden kann, Ruhe finden kann – und bekanntlich liegt ja der Ruhe die Kraft. So sagt es der Volksmund.

Auf jeden Fall vermeiden: Analysieren, denn frau/mann glaubt objektiv rational zu sein, was im Zustand des Aufgewühltseins, des Gefühlschaos mitnichten möglich ist. Auch ein entsprechendes Gespräch sollte „in diesem Zustand“ nicht geführt werden – lieber vertagen.

Um dauerhaft weniger schnell in „emotionale Stürme“ zu geraten, scheint die regelmäßige Mediation - Zugangswege und Richtungen gibt es unzählige, Literatur in Hülle und Fülle - ein guter Weg zu sein.

Professionelle Hilfe können Therapeuten, Mediatoren und Coaches geben.

Der Dalai Lama soll einmal auf die Frage, ob auch er manchmal ärgerlich wird, lachend geantwortet haben: „ Ja, natürlich – aber ich bleibe es nicht lange!“. Möge uns das auch gelingen...

Iris Zuschrott, Mediatorin (Master of Mediation) / Coach