Das Wechselmodell braucht prominente Befürworter - das Wechselmodell hat prominente Befürworter
Comedy-Star Ingo Appelt, sonst eher bekannt für ein- bis zweideutige Witze, hat sich in der Sendung „Lanz“ am 14. April klar für das Wechselmodell ausgesprochen. Mit Bezug auf seine drei von ihm getrennt lebenden Kinder sagte er, das paritätische Betreuungsmodell habe er schon immer favorisiert: „Eine Woche Mama, eine Woche Papa“. Zugleich klagte er über den spärlichen Kontakt zu seinen Kindern, der stark reglementiert werde. Appelt zeigte sich bestens informiert über die Verhältnisse im deutschen Familienrecht. Er kennt die Boykottfreudigkeit vieler Elternteile und wusste Bescheid über PAS als Folge von Eltern-Kind-Entfremdung.
Ganz unverblümt kritisierte Appelt, das gemeinsame Sorgerecht stehe im Trennungsfall nur auf dem Papier und „interessiert in Deutschland keinen“. Unterhaltsgeld sei jederzeit vollstreckbar, aber der Kontakt zu den Kindern ist nicht durchsetzbar. Kinder würden dem anderen Elternteil mit viel Phantasie vorenthalten, ein Elternteil wolle ganz einfach nicht reden. Es fehle eine verbindlich beratende und klärende Instanz unterhalb der Gerichtsebene. Mehrere tausend ISUV-Mitglieder haben diese Erfahrung gemacht. Ingo Appelt hat erkannt, Unterhaltsstreitigkeiten mutieren oft zu einem Krieg unter Eltern, für den ein Elternteil die Kinder einsetzt. Bei einem Wechselmodell ist dies nicht möglich. Der Gesetzgeber muss sich dafür klar entscheiden.
Am 6. Mai haben die Medien gemeldet, Altbundespräsident Christian Wulff und seine Frau würden nach zwei Jahren Trennung wieder zusammenziehen. Dies ist bemerkenswert, weil laut Presseberichten das Paar seinen jetzt sechsjährigen Sohn in der Zeit der Trennung gemeinsam im Wechsel betreut hat. Der damals Vierjährige habe vier Tage in der Woche beim Vater verbracht, ein klassisches Wechselmodell also. Aus internationalen Studien ist bekannt, dass gemeinsame Erziehungsverantwortung der Trennungseltern auf Augenhöhe eine deeskalierende Wirkung hat.
In vielen europäischen Ländern ist das Wechselmodell gesetzlich geregelt, nicht im deutschen Sprachbereich. In Belgien und Schweden ist es sogar das präferierte Betreuungsmodell. Ab 2016 geht die Schweiz uns voran und schließt sich all den anderen an: Die „alternierende Obhut“ wird dann offiziell als gleichberechtigte Betreuungsform befürwortet und muss auf Antrag geprüft werden. Es wird dann nicht mehr möglich sein, das Interesse eines Elternteils an gemeinsamer Erziehung mit dem egoistisch begründeten Veto des anderen zu verhindern. Hierzulande dominiert bei Familienrichtern noch die „Angst vor der eigenen Courage“, denn trotz vorhandener Möglichkeiten traut sich kaum einer, Kindern die gleichberechtigte Bindung zu beiden Eltern zu gewähren, nicht einmal wenn zuvor schon paritätisch betreut worden war. Familienberatungsstellen in Deutschland raten sogar eher noch davon ab.
Die Familie Wulff muss die besten Berater gehabt haben, denn einfach dürfte auch ihnen eine Einigung nicht gefallen sein. Hauptgewinner ist auf jeden Fall ihr Kind – eine rundum gelungene win-win-win-Lösung. Damit setzt das Ehepaar Wulff Maßstäbe und wird zum Vorbild für andere Trennungseltern. Das sollte auch ein Signal für die Familienberatung sein: Viel zu sehr wird dort zur Trennung motiviert und das Alleinerziehen idealisiert. Es ist ein Signal für alle Eltern: Kinder wünschen sich intensiven Kontakt zu beiden Eltern. Das Signal für die Politik: Macht „Familienpolitik“ für Trennungsfamilien - schafft die Gesetzesgrundlagen für gemeinsame gelebte Elternschaft nach Trennung und Scheidung.