"Mitmach-Buch": Hilfe zur Selbsthilfe für Kinder

Lesen heißt verarbeiten, kreativ eigene Bilder zu schaffen, Realität und Fiktion vergleichen, eigene Realität neu finden. Im letzten ISUV-Report stellte Eva Berecz-Köster, Kontaktstellenleiterin in Mainz, das Buch „Zicke Zacke Trennungskacke“ der Autorin Ilona Einwohlt vor. Wir hakten nach bei der Autorin Ilona Einwohlt.

Frau Einwohlt, Ihr Buch ist ein sehr außergewöhnliches Buch, weil man reinschreiben kann, weil man es lesen kann, wie man will, weil man sogar dazu ermutigt wird, Seiten rauszureißen – alles Sachen, die man bei anderen Büchern nicht darf. Es ist offenbar auch genau so geschrieben, dass man es lesen möchte, vor allem muss man nicht so lange Aufmerksamkeit für die Texte investieren. Meine Tochter, die jetzt 18 ist, meint, dass genau das Reinschreiben und die eher kurzen Texte sie damals wahrscheinlich sehr angesprochen hätten. Sie sagt, dass es ihr in der Trennungszeit oft sehr schwergefallen sei, sich lange zu konzentrieren, weil ihr immer so viel durch den Kopf gegangen sei.

Ilona Einwohlt: Ja. Genau so ist es gedacht. Häppchenweise, je nach dem, an welchem Punkt man gerade ist. So eine Trennung ist ja ein Prozess, für alle Beteiligten. Ich habe das ein bisschen an die Verarbeitungsprozesse der Trauerarbeit angelehnt, Trost, Wut, Empowerment, Zukunftsperspektiven … In dem Buch darf man blättern und reinschreiben, je nach Laune und Bedürfnis. Jede Trennung verläuft anders, jedes Gefühl ist dabei anders. Dem wollen wir mit diesem Buch Raum geben.

Was gab den Anstoß dazu, dieses Buch zu schreiben?

Ilona Einwohlt: Konkret die Anfrage eines Verlages (schauen Sie mal ins Nachwort, da steht u.a. drin, wie es zu diesem Buch gekommen ist, es hat echt eine eigene Geschichte.) Wir haben gemeinsam am Konzept gearbeitet, dann gemerkt, dass wir nicht richtig zusammenpassen und uns getrennt. Jetzt ist es im Carlsen Verlag erschienen, mit den großartigen Illustrationen von Regina Kehn.

Wie gelingt es Ihnen, so gut den Ton zu treffen, dass Kinder sich angesprochen fühlen?

Ilona Einwohlt: Danke! Es ist einfach so, ich glaube, ich kann mich ganz gut in Situationen hineinversetzen. Empathie zeichnet uns Autoren und Autorinnen aus.

Wie sind Sie auf die Idee „Mitmach-Buch“ gekommen? Was wollen Sie erreichen?

Ilona Einwohlt: Ich wollte keinen reinen Ratgeber mit lauter Imperativen schreiben, sondern etwas konkretes anbieten, damit Kinder direkt ins Handeln kommen. Das fühlt sich immer besser an. Außerdem glaube ich, dass kein Kind einen Trennungsratgeber liest, um sich Tipps herauszusuchen, das ist eher ein Erwachsenending. Kinder brauchen kreatives-praktisches, etwas, das sie in ihrer Lebenswirklichkeit abholt, zudem spielerisch, lustvoll und leicht. Täte uns Erwachsenen auch gut.
Mein Ziel ist es, Kinder stark zu machen, damit sie selbstbestimmt und eigenverantwortlich handeln können. Denn nicht nur im Kontext Trennung sind Kinder auf sich alleine gestellt. Denken Sie nur an digitale- bzw. soziale Medien, da müssen die Kinder auch selbst entscheiden, was ihnen gut tut und was nicht, weil viele Eltern sich raushalten und/oder den Überblick verloren haben.


Sind Sie auch irgendwie in „Trennungskacke“ involviert?

Ilona Einwohlt: Ja, das war aber nicht ausschlaggebend, um dieses Buch zu schreiben. Meine Kinder waren zu dem Zeitpunkt älter (13 und 16) als die Zielgruppe des Buches. Für Jugendliche ist das alles noch mal anders. Ich war und bin immer auf der Seite der/meiner Kinder und habe versucht, sie aus den „Erwachsenenthemen“ rauszuhalten, was natürlich nicht immer gelungen ist. Aber die Erfahrung hat meinen Blick geschärft.

Bekommen Sie Feedback von Leser*innen oder Eltern? Können Sie Beispiele nennen?

Ilona Einwohlt: Nicht direkt. Auf Instagramm stehe ich im Austausch mit Trennungsbegleiterinnen. Ansonsten versorgt mich der Verlag mit Rezensionen.

Stehen Sie in Kontakt mit den Beratungsstellen, die im Buch genannt sind und besteht da ein Austausch?

Ilona Einwohlt: Leider nein, würde mich aber darüber freuen.

Können Sie sich vorstellen, noch einmal das Thema Trennung/Scheidung in Ihren Büchern aufzugreifen?

Ilona Einwohlt: Ich schreibe ja für Kinder und Jugendliche, da taucht das Thema immer wieder auf, mittlerweile ist es Alltag für viele und ich bin kein Fan davon, heile Familie zu spielen, wenn alles dysfunktional ist. Kinder spüren ja sofort, wenn etwas nicht stimmt und spiegeln uns. Wir Erwachsene sollten da ehrlicher zu uns selbst sein, oder?


Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für ein Interview mit uns genommen haben!

Gewinnen Sie ein Exemplar „Zicke Zacke Trennungskacke“

Für Leserinnen und Leser, die vielleicht schon im letzten ISUV-Report neugierig auf das Buch geworden sind, verlosen wir ein von Frau Einwohlt signiertes Exemplar „Zicke Zacke Trennungskacke“.
Und weil ein gemeinsames Spiel uns einander näherbringen und entspannen kann, verlosen wir als „Trostpreise“ je ein „Halli Galli“ und ein „Lama“ der Firma AMIGO.

Schreiben Sie uns einfach und berichten Sie über Ihre Erfahrungen als Trennungsfamilie und Ihre Wege, den Alltag als Trennungsfamilie zu gestalten: m.ulbrich(at)isuv(dot)de
Unter allen Einsendungen verlosen wir dann die Preise.

Teilnahmeschluss ist der 01.08.2023