Oh du fröhliche, oh du selige Geschenkezeit... Wie wärs mit OPD?

Dieses Kaleidoskop bezieht sich auf eine wahre Begebenheit im Jahre 2008. Die betroffenen Personen wurden bis zur Unkenntlichkeit anonymisiert, Parallelen sind also rein zufällig. Es bleibt dem geneigten Leser wie immer überlassen, tiefere Anteilnahme für sie oder für ihn zu empfinden. Der Berichterstatter dieser Begebenheit möchte gleichzeitig auch seiner Pflicht nachkommen, die ihm einige Mitglieder aufgetragen haben, im Kaleidoskop doch auch Anregungen für Weihnachtsgeschenke zu geben. – Ganz sachlich stellen wir die Ausgangssituation besagter Begebenheit dar: Sie – hier seine Ex - hatte schon längst wieder den Vorwärtsgang eingelegt, während er noch im Rückwärtsgang herumstotterte und den Vorwärtsgang nicht fand. Schlimm wenn dann auch Weihnachten und der Jahreswechsel naht. Er tat ihr irgendwie leid, sie hatte Weihnachtsmärkte besucht, war dabei wonnig melancholisch großzügig geworden und wollte ihm den Start ins neue Jahr erleichtern. Sie schenkte ihm ein Premiumabo – für drei Monate – bei einem Online-Partnersuch-Dienst (OPD). - Der Berichterstatter der Begebenheit musste, auswählen, kürzen. Er nimmt dennoch für sich in Anspruch Hier und Heute die Begebenheit so zusammengefasst zu haben, dass auch Sie – geneigte Leserinnen und Leser beim OPD erfolgreich sein können.

Wir lassen die Begebenheit ganz von vorne beginnen: Er hatte auf den Christbaum verzichtet, schließlich hatte Mutter einen, warum noch eine Tanne mehr schlachten, sagt er sich gönnerisch. Bei ihm hing auf dem Balkon nur seine Santa-Claus-Figur. – Heiligabend, Mutter hatte seine Geschenke liebevoll wie früher gesammelt, darunter war auch ein kleines Päckchen, eingepackt in blauem Geschenkpapier mit goldenen Sternchen. Er kennt die Schrift, öffnete, der Karton war gefüllt mit Gummibärchen, einer Karte, worauf zu lesen war, „OPD macht Geschiedene froh und Verheiratete ebenso!“, darunter stand folgende Internetadresse www.christmas for lonley hearts.com und ein Code. Sogleich ließ er Mama mit den Gummibärchen stehen, eilte zu seinem Computer und gab das Codewort ein – und schon war er bei „seinem“ OPD.

Aber es stellte sich noch ein Hindernis, bevor er auf Suche gehen konnte. Er musste „sein Profil“ eingeben. Da kam ihm zugute, dass er gelesen hatte, man sollte sich beim Profil Mühe geben. Also kopierte er aus anderen Profilen Sachliches und Gefühltes, alles was ihm so gefiel. Mit seinem Profil schien er nicht schlecht zu liegen. Noch am gleichen Abend wurde angeklopft und schnell kam es zur Bescherung, d. h. zum Dating am ersten Weihnachtsfeiertag.

Da Weihnachten war, stellte sich die Kleiderfrage nicht, festlich schritt er zum Date. Sie kam auch feminin mit festlichem V-Ausschnitt, ganz auf frohe Botschaft gestimmt. Wieder kam ihm sein Vorwissen zugute: Starkes Gieren auf die weiblichen Reize bedeutet, Männer wollen nur das Eine. Daher glitt er charmant in die Kommunikation, indem er ihr von Weihnachten mit Mama und Christbaum, den Geschenken, aber nicht vom Premiumabo-OPD seiner Ex erzählte. Sie hörte interessiert zu, indem sie nahezu jedem Passanten nachschaute. Großzügig lud er sie in ein edles Restaurant ein, zu nobel für seinen durch Scheidung in Mitleidenschaft gezogenen Geldbeutel, aber es war Weihnachten und es sollte sein wie an Weihnachten. Auch hatte er gelesen: Es ist immer eine schöne Geste, sich großzügig zu zeigen. Also forderte er sie auf zu Lachs und Kaviar, natürlich auf seine Rechnung, was sie sich nicht zweimal sagen ließ. Die Bestellung war aufgegeben, das Gespräch versiegte. Er hatte einmal gelesen, ein Mann ist erst ein Mann, wenn er das Gespräch am Laufen hält. Also stellte er ihr die zukunftsweisende Frage, ob sie Kinderwunsch habe. Sie grinste und verneinte nicht mehr ganz einsilbig. Kinderwunsch schien das richtige Stichwort zu sein, schließlich war Weihnachten und das Christkind war ihr schon immer wichtig, erzählte sie ihm.

Das Essen kam, eine weitere Hürde war zu überwinden. Er hatte gelesen, dass Frauen gute Tischmanieren imponieren, was nun mal im wirklichen Leben nicht so seine Stärke war. Es galt sich keine Blöse zu geben und strategisch zu bestellen. Daher griff er zu Geschnetzeltem, da er bei diesem Gericht den Umgang mit Gabel und Messer kaschieren konnte. – Das Essen mundete und öffnete beiden den Mund, die Feuchtigkeit wich aus seinen Händen. Er hatte gelesen: Trotz wachsender Vertrautheit solle man nicht vergessen, sich um den Partner zu bemühen und immer wieder kleine Besonderheiten anschieben. Also fragte er erneut nach der Speisekarte, mit dieser Karte in der Hand wagte er den direkten Augenkontakt und empfahl ihr ein Dessert. Sie konnte nicht widerstehen und bestellte einen „Christmas dream“. Dabei fasste sie ihn sanft an der Hand und empfahl ihm ein Schokoladen-Mousse mit Chili. Ihrem sanften Händedruck konnte er nicht widerstehen.

Der Rest der Begebenheit ist schnell erzählt, man begeht zusammen seine Wohnung. Dort begibt es sich, dass sie den auf dem Balkon baumelnden Santa Claus entdeckt und sofort entfernt. Über die weitere Bescherung in der Wohnung liegen keine gesicherten Unterlagen vor. Sicher ist jedenfalls, dass er am gleichen Abend noch sein mühsam zusammenkopiertes Profil in ODP wieder löschte, was sie auch zu tun versprach.

Der Berichterstatter sieht sich genötigt schon jetzt Ihrer möglichen Kritik wegen derart froher Botschaft entgegenzutreten. Der Berichterstatter verweist darauf, dass er der Wahrheit verpflichtet ist, also hier der Begebenheit, was kann er dafür, dass es auch noch frohe Botschaften gibt?- Übrigens Männer können ihrer Ex auch ein Premiumabo bei einem OPD schenken.  Allerdings sollten sie sicher sein, dass sie sich dort nicht schon längst angemeldet hat, denn dann läuft das Geschenk ins Leere und das ist ärgerlich.