Familienrechtsreform: PAS berücksichtigen - Rote Karte bei PAS - Umgangsverweigerung

Der Interessenverband Unterhalt und Familienrecht (ISUV) begrüßt es, dass die Problematik und die Strukturen der Entfremdung von Kindern nach Trennung und Scheidung der Eltern erneut einer breiten Öffentlichkeit gezeigt wurden. Der Film veranschaulicht keinen Einzelfall. Vom „Parential Alienation Syndrom (PAS)“ – so der Fachbegriff - sind jedes Jahr bis zu 50 000 Kinder betroffen. Die stellvertretende ISUV-Vorsitzende, Rechtsanwältin Maren Waruschewski stellt fest: „Der Film zeigt realitätsnah die Strukturen von PAS. Der Schluss des Films ist idealistisch. Der strenge weise Richter, der im Film eine positive Wende einleitet, ist in der gängigen Verfahrenspraxis nicht so häufig. Notwendig sind einerseits strengere gesetzliche Regelungen andererseits mehr Beratung, mehr Mediation. Es darf kein Tabubruch sein dem unbelehrbaren entfremdenden Elternteil die elterliche Sorge zu entziehen.“

Wie Entfremdung – PAS - abläuft

Die Handlung des Films ist eine Blaupause dafür, wie PAS strukturell meist abläuft: Die Exfrau hat die Trennung in Wahrheit nicht verwunden. Erst durch kleine Schikanen, Lügen, dann von anwaltlicher Seite zu drastischeren Schritten ermuntert, zerstört sie die liebevolle Beziehung des Vaters zu seiner Tochter so weit, bis die Tochter sich weigert zu ihrem Vater zu gehen. Das Gericht sieht das Kindeswohl am Ende auf Seiten der Mutter. Was der Vater auch tut, er ist hilflos. Ungläubig und schließlich verzweifelt muss der Vater zusehen, wie das Kind manipuliert wird und ihm schließlich entgleitet. Getreu der Devise von Bert Brecht - „Es muss einen guten Schluss geben, es muss“ – taucht dann plötzlich am Ende des Film völlig überraschend ein „weiser Richter“ auf. Er rollt den Fall nochmals neu auf, indem er beide Eltern zu lösungsorientiertem Handeln im Interesse des Kindes auffordert. Ob dies dann erfolgreich ist, lässt der Film zurecht offen, zumindest besteht ein Hoffnungsschimmer.

 

Film zeigt nicht, was ist, sondern was möglich ist

Simone Höller, die Produzentin des Films, ist sich bewusst, „dass der salomonische Richterspruch, mit dem unser Film endet, nicht die Realität in Deutschland wiedergibt. Noch immer wird in Gewinner und Verlierer unterteilt, in gute und böse Elternteile.“ Die ISUV-Vorsitzende Melanie Ulbrich hofft, dass durch den Film eine breite Diskussion in Gang kommt, die Politik einen Impuls bekommt, gegen PAS engagiert vorzugehen im Zusammenhang mit der angekündigten Reform des Familienrechts.“

PAS in den Focus von Forschung und Justiz rücken

Es stellen sich grundsätzliche Fragen, die von der Forschung aufgegriffen werden sollten: Was bedeutet PAS für Kinder, was macht PAS aus ihnen, wie verändert PAS die Eltern? Welche langfristigen Folgen hat PAS für alle Betroffenen? Ist es richtig, dass beispielsweise ein hoher Anteil von Borderline-Patienten/Innen in Kindheit und Jugend von PAS betroffen waren? „Es besteht Bedarf an Forschung. Welche psychischen Probleme entstehen direkt oder indirekt durch PAS und zeigen sich erst langfristig bei Kindern? Von Betroffenen wissen wir definitiv, dass PAS sie krank gemacht und wirtschaftlich aus der Bahn geworfen hat“, hebt Ulbrich hervor.

Wie so oft im Familienrecht, der menschliche Aspekt wird von Politik, Justiz und Expertinnen/en verdrängt. Dabei wird der ökonomische Aspekt sträflich vernachlässigt: Der Steuerzahler, das Sozialsystem muss ausbügeln, was das Rechtssystem fahrlässig schleifen ließ.  

Was am Ende wirklich bleibt

Es bleibt zu hoffen, dass die Bilder des Films nicht einfach vorbeigezogen sind und die Karawane der involvierten Experten/innen – Richter/Innen, Anwälte/Innen, Gutachter/Innen, Verfahrensbeistände/Innen, Jugendamts-Mitarbeiter/Innen, Politiker/Innen – wie bisher weiterzieht. „Es bleibt zu hoffen, dass Eltern durch den Film wachgerüttelt werden aus Empathie mit dem Kind bindungstolerant zu sein, auch wenn es schwerfällt“, appelliert Melanie Ulbrich.