Sozialer Brennpunkt Zukunftsangst – berechtigt oder hysterisch?

Unser Titelthema befasst sich mit der Stimmungslage von Mitgliedern. Trennung ist nahezu immer mit Zukunftsangst verbunden: „Schaffe ich das allein, beruflich, mit den Kindern, was bleibt mir zum Leben?“ Zukunftsangst hat jetzt nach der „Zeitenwende“ eine neue Quantität und Qualität. Das geht aus vielen Anfragen hervor. Gefragt ist neben familienrechtlicher auch sozialrechtliche Information.

„ Ich habe Angst, dass ich es jetzt nicht mehr packe, alles wird teurer.“ –  „Meine Rente reicht mir nach dem Versorgungsausgleich und der neuen Situation sicher nicht mehr, was soll ich machen, ich bin 60 Jahre alt?“ – „ Spritrechnung hat sich verdoppelt, wir sparen beim Essen.“ – „ Ich soll fast 1000€ Strom- und Heizkosten nachzahlen, bisher habe ich immer etwas herausbekommen.“ – „Ich bin geimpft, aber habe trotzdem Angst vor Corona.“ – „Ich kann mir jetzt keinen Urlaub mehr leisten, alles ist teurer geworden.“ -  „Krieg in Europa, das konnte ich mir einfach nicht vorstellen.“ – „Zuerst Corona, dann Inflation, dann die Trennung, jetzt noch der Krieg und was das alles nach sich zieht. Das hört ja gar nicht mehr auf.“ – Das sind Aussagen, die so oder so ähnlich in den letzten Monaten häufig zu hören waren und weiterhin bei uns einlaufen. Im Titelthema wird die Frage aufgeworfen „Zukunftsangst – berechtigt oder hysterisch?“ Um sich der Antwort auf diese Frage zu nähern, werden im Text 43 Fragen aufgeworfen, die entsprechend vom Mitglied beantwortet werden können. – Inzwischen liegen dazu schon sechs Auswertungen vor. Es verwundert nicht, dass Getrenntlebende und Geschiedene gerade jetzt sehr intensiv Zukunftsangst verspüren.

In der Kolumne fordert Professor Siegfried Willutzki „Trotz aller Krisen und Katastrophen: Zeichen setzen!“ Er fordert ein neu „festzuschreibendes Existenzminimum“ für alle Familien, auch Trennungsfamilien. Willutzki verkennt nicht, dass die Durchsetzung schwierig sein könnte wegen der enorm angestiegenen Schuldenlast. Dennoch darf die Politik die Familien nicht im Regen stehen lassen, schließlich werden sie doch in allen Reden als „Keimzelle des Staates“ bezeichnet. „Die Politik könnte damit einen wertvollen Beitrag zum Frieden in unserem Land leisten. Und das sollte nicht unterschätzt werden“, hebt Willutzki hervor.

Die rasant steigenden Preise für Strom, Benzin, Nahrungsmittel, Mieten – bringen immer mehr Unterhaltspflichtige und Unterhaltsberechtigte immer öfter an die Grenzen der Leistungsfähigkeit. Sie müssen immer öfter auf Sozialhilfe zurückgreifen. RA Thomas Goes erklärt im Artikel „Spannungsfeld Sozialrecht – Familienrecht – Sozialhilfe: Was steht mir zu, wo muss ich was beantragen?“  was zu tun ist (16 - 7).  

„Familienrecht im Koalitionsvertrag“ – ein Überblick von RA Thomas Goes zu den vielen familienrechtlichen Vorhaben der Ampel: Verantwortungsgemeinschaft, Reform des Abstammungs- und Adoptionsrechts, Reform des Sorge- und Umgangsrechts, Reform des Namensrechts, Kindergrundsicherung, „Reproduktive Selbstbestimmung“.

Lobbytätigkeit des Verbandes: Auf den Seiten 9- 11 sind zwei Berichte von Veranstaltungen, bei denen ISUV eingeladen war: „Veranstaltung der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Familienorganisationen“, „Kennenlerngespräch mit dem Leiter der Abteilung Familien im Familienministerium.

Besonders herauszuheben in diesem Report das Leserforum (37-39). Es wurden 38 „Leserbriefe“ zugesandt - noch nie erreichten uns so viele Zuschriften zu einem Titelthema.  Natürlich konnten wir nicht alle abdrucken, schließlich ist manches so privat, so extrem und kann so einfach nicht ungeprüft öffentlich werden. Es fällt bei den „Leserbriefen“ auf: Der Begriff Narzissmus dient überwiegend Verlassenen als Erklärung und Oberbegriff für sämtliche schlechte Verhaltensweisen von Menschen – besonders als Universalerklärung für das Scheitern der Ehe.- Die Vorwürfe, die Narzissten und Narzisstinnen zugeschrieben werden, könnten unterschiedlicher und gegensätzlicher nicht sein. Folgende Verhaltensweisen werden Narzissten in den Zuschriften angelastet: „ständig klammernd“, „eifersüchtig“, „ohne Freiraum“, „gefühlskalt“, „rücksichtslos“, „egozentrisch“, „empathielos“, „desinteressiert“, „sexsüchtig“,  „nur materialistisch“, „geldgeil“, „dominant“, „herrschsüchtig“, „gleichgültig“, „unfähig für Beziehung“, „ständig fremdgehen“, „ständig lügen“. Es fiel auf, manche Eigenschaften widersprechen sich, manche Eigenschaften sind einfach zu allgemein oder wenig spezifisch. So deckt beispielsweise „desinteressiert“ oder „gleichgültig“ ein sehr weites Feld von Denken, Fühlen, Handeln ab.

Auf Grund der Zuschriften sehen wir sehr konkret, wie inflationär der Begriff Narzissmus vorwiegend von Laien und Coaches benutzt wird. Um die Diagnose der narzisstischen Persönlichkeitsstörung (NPS) zu stellen, ist eine intensive Diagnostik von Fachleuten wie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten oder Ärztinnen und Ärzten erforderlich. Die von uns befragten Psychologinnen stehen der Diagnose des Krankheitsbilds Narzissmus sehr distanziert gegenüber.-

Fakt ist auch, das zeigen die Zuschriften, dass mit der Verunsicherung der Menschen in der Trennungs- und Scheidungssituation Geld gemacht wird.- Wieweit diese „Coaches“ eine entsprechende Ausbildung haben, erschließt sich aus den Zuschriften nicht. In jedem „Fall“ beziehen sich alle Betroffenen jeweils immer auf einen Coach/In. Es stimmt nachdenklich, wie manche Menschen 1 : 1 die Thesen jeweils mit wenig Distanz übernehmen.

In der "Urteilsbank"  diesmal eine Extraseite Corona-Rechtsprechung (18) und auf den Seiten 19 – 22 kommentiert Rechtsanwalt Simon Heinzel Urteile der Oberlandesgerichte zum Umgangs-, Sorge- und Unterhaltsrecht.

Im Internteil (S. 25 - 33) sind die verschiedenen Veranstaltungen in den Kontaktstellen von  Juli bis November 2022 angekündigt. Online-Veranstaltungen haben sich bei ISUV bewährt, auch jetzt, wenn wieder Live-Veranstaltungen möglich sind. Unsere Erfahrung: Online-Veranstaltungen haben sich durchgesetzt. Im Übrigen werden die erhöhten Kosten an gemeinnützige Verbände weitergegeben, für einen gemeinnützigen Verband wie ISUV ein schwer zu stemmender Kostenfaktor

Für unser Kaleidoskop standen wir vor der Überlegung: Wie mit der Situation, den rauhen Zeiten umgehen, jammern, der Melancholie hingeben, nein, das geht gar nicht im Kaleidoskop. So machten wir uns auf die Suche nach Außergewöhnlichem, nach Überraschungen, Wunderbarem, nach Abgründen des Menschlichen. Wir wendeten uns der Welt der Prominenten zu und wurden fündig in allen Schattierungen und Kategorien.