ISUV-Wahlprüfstein 16 – Verstärkte Frühförderung von Kindern im Kindergarten
ISUV kritisiert
Frühförderung von Kindern wird in Deutschland sträflich vernachlässigt. Gerade Kinder, die mit schwierigen innerfamiliären Problemen konfrontiert werden, bedürfen der Frühförderung um emotionale und intellektuelle Defizite zu vermeiden.
Die kindliche Frühförderung wird häufig nur in Zusammenhang mit Defiziten bei Kindern aus bildungsfernen Schichten und mit Migrationshintergrund diskutiert, gefördert und gefordert. Mangelnde Chancengleichheit soll hiermit beseitigt werden. Auch Scheidungskinder benötigen ein gesteigertes Maß an Zuwendung und Fördermaßnahmen, um die Folgen der negativen Erfahrungen in der Familie – wenn die gemeinsame elterliche Fürsorge versagt – zu lindern.
ISUV fordert
- Ausbau der Frühförderung von Kindern im Kindergarten
- Gesetzliche Verankerung des Wechselmodells um den Verlust eines Elternteils auszuschließen Trotz Trennung und Scheidung pädagogische Betreuung und Förderung durch Vater und Mutter.
- Verringerung von Konflikten durch Mediation
Übersicht der ISUV Wahlprüfsteine
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Das meinen die Bundesparteien
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CDU/CSU
Die Verzahnung medizinisch-therapeutischer und heilpädagogischer Leistungen ist bei der Frühförderung besonders wichtig. Wir haben bereits Schwerpunkt-Kitas eingerichtet, in denen insbesondere Sprachförderung stattfindet. Diese wollen wir weiter ausbauen und insgesamt in die Qualität der Kitas weiter investieren. Das schließt Offensiven zur Fachkräftegewinnung im pädagogischen und erzieherischen Bereich mit ein. Wir wollen zudem auch mehr Männer in Kitas beschäftigen. Bereits bestehende Anwerbungsprogramme sollen weitergeführt werden.
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FDP
Die Zuständigkeit für die Ausgestaltung der Betreuung in Krippen und Kitas liegt bei den Bundesländern. Der Bund hat in dieser Wahlperiode – trotz der generellen Zuständigkeit der Länder – mehr als 4,58 Mrd. € in den Ausbau der Betreuungsinfrastruktur für Kinder unter drei Jahren investiert und unterstützt die Bundesländer in der Endstufe ab 2015 dauerhaft mit 845 Mio. € bei den Betriebskosten der Kitas. Auch die Einrichtung von Betriebskinder-gärten wird vom Bund in einem Modellprogramm gefördert. Aus Sicht der FDP wird die Verbesserung der Qualität der Betreuung in der nächsten Wahlperiode einen Schwerpunkt bilden müssen. Dazu wollen wir verstärkt auch auf private Anbieter und auf Tagesmütter und Tagesväter setzen.
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Piraten
Die Frühförderung von Kindern muss im Kindergarten erheblich verstärkt werden. Wir meinen, gerade auch für Trennungskinder kann das auch eine wichtige und praktische Hilfe sein.
""Aufgabe frühkindlicher Bildung ist es, alle Kinder – trotz bestehender Unterschiede – in den persönlichen Kompetenzen so zu fördern, dass sie unabhängig von ihrer sozialen und kulturellen Herkunft sowie ungeachtet möglicher körperlich oder seelisch bedingter Nachteile oder Entwicklungsverzögerungen mit möglichst guten Grundvoraussetzungen ihre Schullaufbahn beginnen. Die bisherigen Anstrengungen im Ausbau der frühkindlichen Bildung müssen fortgesetzt werden. Anzustreben ist ein Ausbaustand, der allen Eltern, die für ihre Kinder eine Betreuung in Krippe, Kita oder Hort wahrnehmen wollen, eine Betreuung nach ihrem Bedarf wählen können.""
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Die Linke
Die Linke hat die Wahlprüfsteine 13-17 zusammen wie folgt beantwortet:
DIE LINKE sieht in der Ermöglichung der Berufstätigkeit beider Elternteile einen zentralen Ansatzpunkt, um Armut von Familien während des Erwerbslebens und im Alter zu verhindern. Damit beide Eltern berufstätig sein können, muss aus Sicht der Partei DIE LINKE vor allem die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessert werden. Insbesondere Alleinerziehende benötigen mehr Unterstützung. Deswegen spricht sich DIE LINKE für den Ausbau der Kindetagesbetreuung sowie die familienfreundliche Gestaltung der Arbeitswelt aus. Eltern soll ein Rechtsanspruch auf Rückkehr auf Vollzeit und ein verbesserter Kündigungsschutz eingeräumt werden sowie die Möglichkeit, die Elternzeit flexibel aufzuteilen.
DIE LINKE fordert eine gebührenfreie und qualitativ hochwertige Kinderganztagesbetreuung. Bedarfsgerecht bedeutet, dass neben einem ausreichenden zeitlichen Umfang auch Angebote außerhalb der regulären Öffnungszeiten bereitgestellt werden. Betreuungsangebote sind grundsätzlich altersgerecht und inklusiv auszugestalten. Qualitativ hochwertig bedeutet: Wir brauchen gut ausgebildete Erzieher/innen, kleine Gruppen sowie einheitliche Qualitätsmindeststandards, um qualitativ hochwertige Kinderbetreuung flächendeckend gewähren zu können und den Ansprüchen der frühkindlichen Bildung gerecht zu werden. In solchen Einrichtungen kann auch Trennungskindern besondere Unterstützung gegeben werden.
DIE LINKE setzt sich für mediative Verfahren ein. Besonders in Sorgerechtstreitigkeiten sollte auf diese Methode zurückgegriffen werden, um unnötigen Stress und Belastungen für Kinder und Eltern zu vermeiden.
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Grüne
Von einer frühzeitigen, qualitativ hochwertigen, individuellen Förderung profitieren alle Kinder, unabhängig von ihrer nationalen oder sozialen Herkunft oder ihrer familiären Situation. Eine frühzeitige, qualitativ hochwertige, individuelle Förderung nimmt Rücksicht auf die individuelle Situation eines jeden Kindes.
Wir wollen aus Kitas Orte für die ganze Familie machen. Hierzu braucht es neue Formen der Vernetzung im Rahmen von Eltern-Kind-Zentren, in denen die Kita eng mit anderen Angeboten kooperiert. Auf diesem Weg lassen sich Möglichkeiten, Familien zu unterstützen, bündeln. Dies betrifft auch Trennung- bzw. Scheidungsfamilien und von Trennung und Scheidung betroffene Kinder.
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SPD
Doris Barnett (SPD, Ludwigshafen) beantwortet die Wahlprüfsteine 15 und 16 zusammen wie folgt:
Um den Ausbau der Kindertagesbetreuung zu forcieren und dauerhaft mehr Fachkräfte für den Bereich der frühkindlichen Bildung zu gewinnen, fordern wir seit Langem einen „Krippengipfel“ und eine Fachkräfteoffensive (siehe auch Aktionsplan der SPD „Kitaausbau vorantreiben – Rechtsanspruch sichern!“ von Mai 2012). Da die Bundesregierung sich hier nicht ausreichend engagiert hat, sind diese Forderungen nach wie vor aktuell.
Die SPD sieht bei diesem Thema eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung. Sie wird sich auch in der kommenden Legislaturperiode für die Umsetzung eines gemeinsamen Aktionsplans einsetzen, der alle politischen Ebenen in die Pflicht nimmt, den Rechtsanspruch auf einen Platz in der Kita oder in Tagespflege ab dem ersten Geburtstag zu sichern, die Qualitätssicherung und -entwicklung und den Ausbau von Ganztagsangeboten voranzubringen.
Dies gelingt nicht ohne eine ausreichende finanzielle Ausstattung der Kommunen. Als eine Maßnahme gehört für uns dazu, das bildungsfeindliche Betreuungsgeld abzuschaffen und die bis zu 2 Mrd. Euro, die dafür mittelfristig jährlich anfallen würden, komplett in den Ausbau von Kitas und Kindertagespflege zu investieren.
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