Trennung, das sollte man wissen und beachten

1. Phase: Verleugnung

Am Anfang steht die Verleugnung. Wir wollen einfach nicht wahrhaben, was da eben in unserem Liebesleben geschehen ist. Wir verdrängen es, unterdrücken unsere Gefühle und versuchen, einfach weiterzumachen wie bisher. Diese Phase kennt jeder, der schon einmal verlassen wurde. Sie dauert unterschiedlich lange – je nach Persönlichkeit kann sie von wenigen Stunden bis hin zu Tagen oder Wochen, Monaten dauern. Wichtig ist aber, dass man in dieser Phase nicht „steckenbleibt“, sondern nachdenkliche, negative Gefühle irgendwann zulässt.

2. Phase: Gefühlschaos

In der zweiten Phase folgt dann das große Aufbrechen und Freilassen der Gefühle. Wut, Trauer, vielleicht sogar Verzweiflung – all diese Emotionen bahnen sich nun ihren Weg an die Oberfläche. Wichtig ist jetzt, all diese Emotionen nicht nur zuzulassen, sondern auch darüber zu sprechen. Sich nicht einschließen, schweigen, sondern sich einer guten Freundin, einem guten Freund oder auch Verwandten anvertrauen. Unsere Erfahrungen zeigen, dass es immer öfter diese Menschen nicht gibt, das Vertrauen nicht vorhanden ist. Da hilft dann nur der Gang zum Psychologen. Vorsicht, sich nicht abhängig machen! – Wichtig ist in der zweiten Phase sich Klarheit über die eigene Situation verschaffen.

3. Phase: Neuorientierung

Jetzt geht es darum, die Umstände akzeptieren und das Gefühlschaos in den Griff bekommen: Spätestens jetzt muss die Neuorientierung beginnen. Psychologen sagen: Zeit, sich selbst wieder etwas Gutes zu tun! Wichtig sind regelmäßige soziale Kontakte. Wichtig ist: Nicht warten bis die Decke auf den Kopf fällt, sondern Zeit planen, rausgehen, sich gegen Verbitterung und Einsamkeit wehren. Wichtig, einmal nur das machen, was man selbst will.

Wie soll der neue Partner, die neue Partnerin gestrickt sein? Was hat in der alten Beziehung gefehlt, was für Sie wichtig ist? Immer wichtig sind: Treue, Vertrauen, Sexualität, Spontanität, Verzeihen…

4. Phase: Neues Gleichgewicht

Die Balance wieder finden und gefunden haben: Der alte Partner und die Trennung ist nicht immer präsent. Man schaut nicht zurück, sondern nach vorne. Man lebt wieder ein eigenes Leben und plant eine eigene Zukunft. Emotionales Gleichgewicht finden heißt auch den Expartner, die Expartnerin nicht verteufeln, hassen, ablehnen, nicht mehr mit ihr reden … Dies gilt insbesondere, wenn Kinder da sind.

 

Diese Phasen zu durchleben und damit klarzukommen, ist eine echte Herausforderung, in jedem Fall eine Frage der Zeit. Psychologen setzen für diese vier Phasen mindestens ein Jahr an. Allerdings ist das individuell sehr unterschiedlich.

Und das beziehen Psychologen meist nicht mit ein, weil sie das nicht wissen und entsprechend nicht einschätzen: Entscheidend ist, wie lange sich die Scheidung hinzieht. Je länger dies dauert, umso weniger können die Betroffenen abschließen. Dauert eine Scheidung vier und mehr Jahre, so ist das eine erhebliche Lebenszeit. Die Gefahr von Verbitterung ist dann immer sehr groß. Verbitterung bleibt auch, wenn mit der Scheidung einseitig und langfristig hohe finanzielle Verpflichtungen verbunden sind.

Josef Linsler