Scheidungsstatistik 2014 - Der Bund fürs Leben dauert länger, aber nicht ein Leben lang – Einfach per SMS „weggekickt“: Verrohung bei Trennungen

Eigentlich weist die Statistik wenig Neues aus, in den letzten Jahren ist das Scheidungsverhalten nahezu gleich geblieben: Seit 2003 (213975) sinkt die Zahl der Scheidungen bis 2014 (166 199) fast kontinuierlich. „Das hat einen ganz einfachen Hintergrund: Es wird erheblich weniger geheiratet. So trauten sich 1988 535000 Paare, 2014 waren es gerade einmal 374 000. Dies schlägt sich natürlich in der Statistik nieder. Hinzu kommt, die Trennung von Paaren ohne Trauschein wird in der Statistik nicht erfasst.“, hebt der Vorsitzende des Interessenverbandes Unterhalt und Familienrecht (ISUV) Josef Linsler hervor. Unter den geschiedenen Ehepaaren hatte nahezu die Hälfte noch minderjährige Kinder. Insgesamt waren von der Scheidung der Eltern 134 803 Kinder betroffen. Weiterhin reichen mehr Frauen als Männer die Scheidung ein. Die durchschnittliche Ehedauer steigt ebenso kontinuierlich an. Allerdings haben sich die Scheidungen nach der Silberhochzeit in den letzten 20 Jahren verdoppelt. Scheidungsschwerpunkte sind – wie gehabt – die Ballungsräume. „Eine Statistik erfasst Zahlen, sagt aber nichts über das Erleben, das individuelle Trennungsverhalten, das sich insgesamt durch Internet, Social Media, Smartphone und Individualisierung beschleunigt und insbesondere anonymisiert und verroht hat: Immer öfter kickt einer der Partner den anderen per SMS einfach weg.“, stellt der ISUV-Vorsitzende Josef Linsler fest.  

Das Scheidungsverhalten hat sich laut ISUV durch Social Media und Online-Partnersuche verändert. „Wir hören immer wieder davon, dass einer der Partner von langer Hand seine Trennung vorbereitet. Ohne dass der andere Partner etwas merkt, sucht er sich im Netz per Online-Dating einen neuen Partner. Im Schutze dieser emotionalen Sicherheit traut man/frau sich, dann brutal Tschüss zu sagen.“ (Linsler)

Dass Ehen länger halten, auch wenn sie möglicherweise nur noch auf dem Papier bestehen, verwundere einerseits nicht. Ehe bedeute immer noch Sicherheit in finanzieller und wirtschaftlicher Hinsicht. „Gerade ältere Ehepaare, die schon in Rente sind oder kurz vor der Rente stehen, überlegen sich sehr genau, ob Scheidung sein muss oder ob auch nicht einfach eine Trennung reicht. Hintergrund ist: Durch den von Amts wegen bei Scheidung durchgeführten Versorgungsausgleich werden die Rentenansprüche der Partner halbiert, beim Tod eines Partners gehen seine Rentenansprüche verloren. Das wollen immer mehr Paare vermeiden und trennen sich nur.“ (Linsler)  

Der Interessenverband Unterhalt und Familienrecht (ISUV) fordert anlässlich der Veröffentlichung der Scheidungsstatistik den Fokus bei Scheidungen mehr auf die betroffenen Kinder zu richten. Dazu stellt der ISUV-Vorsitzende Josef Linsler fest: „Für Erwachsene ist die Scheidung immer über kurz oder lang Chance zum Neuanfang. Kinder erleben Scheidung genau umgekehrt, für sie ist es nahezu immer ein schmerzlicher Einschnitt, insbesondere wenn damit auch der Verlust eines Elternteils verbunden ist.“ Scheidungs-Begleiterscheinungen für Kinder sind oft Armut, Schulversagen, Angst, Statusschock, Neuanfang in einer neuen Umgebung, Verlust von Freunden, emotionale Vernachlässigung, weil die Eltern mit sich selbst oder mit der neuen Partnerschaft beschäftigt sind.

„Mehr Engagement für gemeinsame Elternschaft nach Trennung und Scheidung, sie lässt sich am besten in einem Wechselmodell verwirklichen. Dafür sollte der Gesetzgeber endlich aktiv werden und Impulse geben.“, fordert der Bundesvorsitzende Josef Linsler.  

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